Hannover: Februar 2017. Aus dem Alltag eines Bestatters

2. Februar 2017

Es gibt viele außergewöhnliche Berufe auf dieser Welt – für viele Leute ist das der Bestatter.

Oft trifft man auf Partys Leute, die das erste Mal einen Bestatter kennen lernen; noch kurioser ist es für die Gäste wenn man noch jung ist: „Bestatter … die sind doch immer voll alt.“ Ja, auch diese Herren, denen man auf seinem Lebensweg begegnet ist, waren irgendwann mal jung.

Auch ranken sich einige ‘Mysterien’ um diesen Beruf: „Ihr fahrt doch bloß die ganze Zeit mit dem Auto rum, oder müsst auf Trauerfeiern den Sarg tragen”. Naja, so einfach ist es dann doch nicht, und deswegen schreiben wir heute mal auf, wie ein gut durchgeplanter Tag bei einem Bestatter aussieht. Natürlich gibt es aber auch – wie in jedem anderen Beruf – Tage, wo einfach mal „nicht so viel los ist“ und man sich mit der Buchführung des Vormonats beschäftigen „darf“.

9:00 Uhr

Ich betrete das Büro, stelle das Telefon auf den Tagesbetrieb um und starte unsere Computer, zu aller erst prüfe ich die Termine im Kalender, die erhaltenen E-Mails und die Nachrichten unserer Facebook-Seite, denn da kommen manchmal auch Anfragen zu Bestattungen.

10:00 Uhr

Wir haben um 10:00 Uhr einen Termin mit der Familie Bauer*, deren Großvater Fritz Bauer den Abend zuvor um 23:30 Uhr verstorben ist. Noch in der gestrigen Nacht haben wir die Überführung von seinem Wohnort zur Verstorbenen-Halle in Empelde durchgeführt. Dabei haben wir einen so genannten Überführungssarg benutzt, da zum Zeitpunkt des Anrufs ja nicht unbedingt feststeht, welcher Sarg für die Bestattung verwendet werden soll – außer wenn zuvor eine Bestattungsvorsorge abgeschlossen wurde.

Familie Bauer erscheint pünktlich zu ihrem Termin und es wird besprochen, dass eine Sargtrauerfeier mit vorheriger Abschiednahme am offenen Sarg und späterer Urnenbeisetzung in einem Urnen-Wahlgrab auf dem Friedhof in Hannover-Badenstedt stattfinden soll.

11:00 Uhr

Mit den Informationen aus dem Trauergespräch und dem Terminwunsch mache ich mich direkt an die Arbeit und gebe alle Informationen zum Verstorbenen, Versicherungen und Terminwünsche in unser Computersystem ein und erstelle die Unterlagen für das Standesamt in Ronnenberg. Die Papiere für das Krematorium und die Friedhofsverwaltung sende ich vorab per Fax an die jeweiligen Stellen, rufe direkt bei dem Friedhofsamt an und frage nach dem Termin für die Sargtrauerfeier. Wir haben Glück, denn der Wunschtermin ist noch frei.

Im Anschluss kontaktieren wir den Trauerredner und fragen auch ihn, ob er es einrichten kann; auch das klappt. Ich erstelle für die Friedhofsverwaltung die Anmeldung und sende diese ab – vorsorglich habe ich diese im Trauergespräch schon unterschreiben lassen, da diese Anmeldung nur mit Unterschrift der Angehörigen akzeptiert wird. Der Trauerredner bekommt noch eine E-Mail, damit er den Termin schwarz auf weiß hat.

Im Anschluss bestellen wir noch die Blumen und den Organisten für die Trauerfeier. Da es sich bei der ausgewählten Grabstelle um ein vorhandenes Urnen-Wahlgrab handelt, geben wir auch gleich beim zuständigen Steinmetz Bescheid, damit die liegende Grabplatte entfernt wird und diese dann bis nach der Beisetzung eingelagert und in Absprache mit den Angehörigen nachbeschriftet wird.

Trauerfeier und Vorbereitung

12:00 Uhr

Da wir heute um 14:00 Uhr noch eine Sargtrauerfeier mit anschließender Beisetzung haben ist noch genug Zeit für die Umsargung und die Totenfrauarbeiten für Herrn Bauer. Wir fahren also zum Sarglager und laden den ausgewählten Sarg ein. Zuvor müssen wir diesen noch ausschlagen, das heißt die Innenausstattung sowie die Beschläge (Griffe) anbringen sowie Decke und Kissen vorbereiten. Im Anschluss fahren wir zur Verstorbenen-Halle in Empelde, wo wir die Totenfrauenarbeiten an Herrn Bauer durchführen und ihn dann in seinen Sarg umbetten. Dort wird er bis Freitag in der Kühle der Verstorbenen-Halle warten. Der Überführungssarg wird gereinigt, desinfiziert und zurück in unseren Bestattungswagen geladen.

13:15 Uhr

Wir bereiten alles für die Trauerfeier für Frau Müller vor: Zuallererst bahren wir den Sarg auf dem Katafalk auf, dann kommt der Florist mit dem Sarggesteck und einem Trauerkranz. Das wird formschön arrangiert und im Anschluss werden die Kerzenleuchter um den Sarg aufgestellt. Dabei ist immer darauf zu achten, dass zwischen diesen und dem Sarg genug Platz ist, damit die Träger im Anschluss an die Trauerfeier keine Probleme haben, den Sarg rauszutragen. Danach werden die Scheinwerfer ausgerichtet um so den Sarg ins rechte Licht zu rücken. Da es sich um eine christliche Bestattung handelt, werden dann auch die Liederbücher ausgelegt. Wenn alles fertig ist und wir zufrieden sind, machen wir Fotos von der Aufbahrung – dies ist nicht nur eine wunderbare Geschenkidee für die Angehörigen sondern vor allem auch eine Maßnahme der Qualitätssicherung für uns.

13:30 Uhr

Die Trauergäste haben sich schon vor der Kapellentür versammelt, wir ziehen also unsere weißen Handschuhe an und setzen die Zylinder auf. Vor der Tür begrüßen wir die Ankommenden freundlich und weisen sie darauf hin, dass eine Kondolenzliste ausliegt und sie sich gerne eintragen können. Der Pastor sowie der Organist erreichen die Trauerfeier zumeist 15 Minuten vor Beginn – wir besprechen dann mit beiden den Ablauf, damit alle Bescheid wissen.

14:00 Uhr

Beginn der Trauerfeier, die Träger werden informiert, wo die Grabstelle ist und welcher Träger wo geht, damit es beim Hereingehen später kein Chaos gibt. Wir prüfen nochmals, ob der Zugang zur Grabstelle einfach und sicher möglich ist; auch die Schale für Erdwurf und Blütenblätter werden platziert.

14:30 Uhr

Die Trauerfeier neigt sich dem Ende zu, wir öffnen die Tür, die Träger kommen herein, wir verneigen uns respektvoll vor dem Sarg und tragen ihn zur Grabstelle. Sind alle Trauergäste angekommen sind, wird dieser beigesetzt.

Im Anschluss sammeln wir uns in der Kapelle und packen unsere Leuchter, den Katafalk und unserer restliche Dekoration ein und verstauen alles in unserer Lagerbox.

Im Anschluss werden noch die Blumen und Kränze zur Grabstelle gebracht und die Kondolenzliste sowie die Sterbeurkunden und Abmeldungen der Krankenkasse sowie Versicherungen an die Angehörigen übergeben.

 

Zurück im Büro

15:00 Uhr

Zurück im Büro angekommen, schreiben wir direkt die Rechnung für die Trauerfeier die soeben stattgefunden hat. Das mag ein wenig pietätlos klingen, aber zu diesem Zeitpunkt sind noch die meisten Details im Kopf und es kann später nicht zu Ungereimtheiten kommen. Was ja auch im Interesse der Angehörigen ist.

Da wir letzte Woche ein paar Vorsorge-Termine hatten erstellen wir noch einige Kostenaufstellungen der gewünschten Leistungen und versenden diese mit zusätzlichem Infomaterial und einem Muster eines Bestattungs-Vorsorgevertrages an die jeweiligen Interessenten.

16:00 Uhr

Um diese Uhrzeit geht unserer heutiger „Bürotag“ langsam zu Ende, das Telefon wird umgestellt, damit wir so – egal wo wir gerade sind – 24 Stunden am Tag erreichbar bleiben.

In meinen Augen ein wirklich ganz normaler Job – wo es besonders darauf ankommt, gleich beim ersten Mal perfekt zu sein und gut im Team zu arbeiten. In unserem Beruf gibt es schließlich keine zweite Chance oder eine Nachbesserung.Tom Heider

*) Alle Namen sind selbstverständlich geändert.