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Ausgelernt gibt’s nicht: Welche (Weiter-)Bildungsmöglichkeiten sich Handwerkenden heutzutage bieten

Neuigkeiten

14. April 2022

Berufsbilder im Handwerk unterliegen heutzutage einem rasanten Wandel, der besonders stark durch die Digitalisierung geprägt wird. Viele Berufsbezeichnungen und Aufgabenbereiche sind längst nicht mehr, was sie einst waren. Neue Technologien sorgen in vielen Gewerken dafür, dass sich die Prozesse und Abläufe verändern. Dementsprechend werden von Handwerker*innen heutzutage andere Fähigkeiten und Kompetenzen verlangt, als das vor zwanzig Jahren vielleicht der Fall war.

Plötzlich gibt es da beispielsweise eine Fachrichtung namens Gebäude-Systemintegration, die sich vom klassischen Elektriker abspaltet. Mag vielleicht auf den ersten Blick Verwirrung stiften. Auf den zweiten Blick zeigt sich jedoch: Diese Maßnahme kann den klassischen Elektriker deutlich entlasten. Denn Themen wie „Smart Home“ und vernetztes Denken nehmen immer mehr Raum ein und fordern zusätzliche Fachexpertise. Während einerseits neue Berufe entstehen, wechseln andere nur ihren Namen. Die Suche nach einem herkömmlichen Schmied ergibt heute den Metallbauer – der wenige Jahre zuvor allerdings noch Schlosser hieß. Und dann wären da noch Berufe, die sich einfach umorientieren und ihr Fachgebiet erweitern. So auch KFZ-Mechaniker, die sich neuerdings um Energiespeicher kümmern. Wie das zusammen passt? Nun, eine nachhaltige und innovative Art, die auf dem Solardach produzierte Energie zu lagern, sind – Autobatterien.

Diese Entwicklungen zeigen: Starre Berufsbilder haben sich längst geweitet. Und das ist auch gut so, denn digitale Technologien können Effektivität und Nachhaltigkeit fördern. Die digitale Transformation kann durch ein Mehr an Möglichkeiten bewirken, dass sich junge Menschen – auch mit hohem Bildungsabschluss – stärker für das Handwerk begeistern. Umso spannender ist es, die vielzähligen (Weiter-)Bildungsangebote im Handwerk zu erkunden.

Annika, achtzehn Jahre alt – das Abi frisch in der Tasche – stellt sich die Frage, welche Ausbildungsmöglichkeiten sich ihr im Handwerk bieten. Durch ihren Vater, der Maler- und Lackierer ist, wurde früh ihr Interesse an der Baubranche geweckt. Ihr Traum ist es, aktiv an der Entstehung von Häusern mitzuwirken und Menschen ein gemütliches Zuhause zu schenken. Zwar hat sie Lust, anfangs die nötige Praxis zu lernen und selbst Hand anzulegen, für später kann sie sich aber vorstellen, mehr vom Büro aus zu arbeiten und einen Betrieb zu leiten. Da Annika das Abitur gemacht hat, stehen ihr viele Türen offen. Ihr erster Gedanke ist es, eine Ausbildung zur Dachdeckerin zu machen. Danach wäre sie Gesellin und könnte im Anschluss direkt einen Meisterbrief erwerben. Wie viele jungen Menschen heutzutage ist es Annika wichtig, gute Aufstiegschancen zu haben. Am liebsten möchte sie sich daher so breit wie möglich aufstellen. Das bringt ihr den Vorteil, dass sie sich auch nach den ersten Jahren Berufserfahrung noch in unterschiedliche Richtungen entwickeln kann. Und es bietet ihr darüber hinaus zahlreiche Weiterbildungsmöglichkeiten, die sie auf der Karriereleiter nach oben bringen.

Dass Annika lieber Meisterin statt Technikerin werden möchte, hat sie bereits für sich entschieden. Letzteres ist ihr nämlich zu wenig praktisch. Während ein Meister-Titel gerne in der Produktion als leitende Funktion eingesetzt wird, bildet der Techniker oft das Bindeglied zwischen Produktion und Geschäftsleitung und arbeitet eher theoretisch und konzeptionell. Nach der Meisterin könnte sie noch ein Studium anhängen. Studieren ist übrigens nicht nur für Abiturient*innen gedacht! Vielmehr geht es darum, was vom späteren Berufsleben erwartet wird und welche Ausrichtung folgt. Und wer sich nach dem Schulabschluss für eine Ausbildung entscheidet, entscheidet sich nicht automatisch gegen ein Studium.

Nun erfährt sie allerdings auch von dualen und trialen Studiengängen im Handwerk. Was „dual“ bedeutet, kann sich Annika denken, von „trial“ hat sie hingegen noch nichts gehört. Mit dem dualen Studium kann erwirbt Annika sowohl praktische als auch theoretische Kenntnisse. Am Ende steht sie mit einem Bachelor-Abschluss und erster Berufserfahrung da; wenn es gut läuft, auch mit anerkanntem Ausbildungsabschluss. Studiert sie aber trial, wird noch ein dritter Abschluss integriert. Neben Geselle und Bachelor erwirbt sie zusätzlich den Meister-Titel. Dieses Studium hat es in sich und dauert mindestens vier Jahre. Wer aber das Rundum-Paket sucht und eine tiefreichende Mischung an Praxis und Theorie, der könnte hier richtig sein. Auch die Zukunftsperspektiven sehen im Anschluss rosig aus: Absolvent*innen sind auf dem Arbeitsmarkt heiß begehrt und erlangen früh Führungspositionen.

Einen anderen Hintergrund, aber einen ähnlichen Wunsch nach Weiterbildung, bringt Tom mit sich. Er ist Anfang dreißig, hat damals einen Hauptschulabschluss gemacht und ist nun schon seit einigen Jahren als Bäckermeister tätig. Es macht ihm Spaß, Lehrlinge auszubilden und in der Koordination Verantwortung zu übernehmen. Das alles ist zwar nach wie vor seine größte Leidenschaft – nicht umsonst hat er diesen Beruf gewählt – aber seit einiger Zeit schwingt die Sehnsucht nach Veränderung mit. Tom hat das Gefühl festgefahren zu sein und will das ändern. Verständlich, denn der Wunsch, sich selbst weiterzuentwickeln, treibt viele Menschen um. Anders als Tom lange Zeit dachte, bieten sich ihm hierfür unterschiedlichste Optionen. 

Zwar hat der gelernte Bäcker kein Abitur, dafür aber sowohl den Fachwirt als auch die Meisterprüfung absolviert. Seit einigen Jahren ist der Meister mit dem Bachelor in der DQR-Stufe (dem „Deutschen Qualifikationsrahmen“, der das erworbene Bildungsniveau beschreibt) gleichgestellt. Daher kann Tom an seinen Meister theoretisch ein Studium anhängen. Ernährungswissenschaften, Lebensmitteltechnologie, Betriebswirtschaftslehre… Die Auswahl ist recht ergiebig und seinen Vorlieben sind dabei wenig Grenzen gesteckt. Da Tom gerne als leitende Funktion in der Backstube steht und sich vorstellen kann, eines Tages den ganzen Betrieb zu leiten, empfiehlt sich für ihn auch die Weiterbildung als Betriebswirt. Das dort erlernte Wissen hilft bei der erfolgreichen Führung des Unternehmens und kann den Betrieb noch rentabler machen. Auch als Angestellter bringt der Betriebswirt Tom enorme Vorteile. Und nicht zuletzt finanziell hat er danach definitiv mehr zu erwarten. 

Darüber hinaus hat Tom die Möglichkeit, sich selbstständig weiterzubilden. Wahnsinnig viele Seminare und Kurse bieten spannendes Zusatzwissen. Dabei spielt es keine Rolle, ob Tom sich erst in der Ausbildung befindet, schon Geselle oder gar Meister ist. Und das Schöne: Er kann die Zusatzkurse ganz nach eigenem Interesse wählen. Anschließend kann er das vertiefte Wissen in seine tägliche Arbeit fließen lassen. Für den Verkauf kann er sich neue Beratungstechniken zeigen lassen, in der Produktion können ihm neue Herstellungsverfahren und Trends näher gebracht werden, im Bereich der Unternehmensführung kann er Motivationsstrategien für Mitarbeitende lernen. Vorteil hiervon sind auch die Arbeitnehmer-freundlichen Zeiten. Vielbeschäftigte Handwerker*innen wie Tom müssen nicht unbedingt ihren Job pausieren, sondern können Kurse wählen, die abends und an Wochenenden stattfinden. Teilweise sogar ortsunabhängig und online.

Fort- und Weiterbildungen sind in vielerlei Hinsicht sinnvoll. Sie sorgen für neuen Input, verschaffen höhere Einkommen sowie stärkere Verantwortung – und gehen mit dem Geist der Zeit. Wichtig für Tom ist nun hauptsächlich die Entscheidung, wohin es ihn karrieretechnisch in den nächsten Jahren zieht. Möchte er vermehrt ins Organisatorische und ins Management? Näher an den Lehrlingen und Menschen sein? Um sich über sein weiteres Vorhaben und die zahlreichen Möglichkeiten klar zu werden, kann Tom jetzt kostenlos einen Beratungstermin in seiner zuständigen Handwerkskammer oder bei der Agentur für Arbeit vereinbaren. Was ihm nach seiner ersten Recherche jedoch bereits klar ist: Weiterbildungen möchte er in Zukunft auch seinen Kolleg*innen ans Herz legen. Denn Zufriedenheit und die Möglichkeiten, die eigenen Fähigkeiten auszubauen, haben sowohl für die Mitarbeitenden als auch für den Betrieb einen positiven Effekt. 

Quellen

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